Stellungnahme der Essener SPD zur Unterbringung von Flüchtlingen:
„Die Zeit der Zeltdörfer muss 2016 beendet sein“
Die Prüfung aller Flächenvorschläge der Verwaltung ist jedoch kein Persilschein für künftige Bebauung – Stadtspitze muss dringend Dialog mit den Nachbarschaften führen
Essen. Die SPD-Ratsfraktion erkennt in der von der Verwaltung erarbeiteten städtebaulichen Strategie zur Flüchtlingsunterbringung eine große Chance, den Krisenmodus in dieser Frage zu beenden. Nach ausführlicher und intensiver Beratung in einer heutigen Fraktions-Sondersitzung spricht sie sich daher für eine Prüfung aller in der Verwaltungsvorlage genannten Flächen aus. „Wir wollen keine Ghettobildung entlang der A40 oder in alten Hochhäusern, sondern menschenwürdige Unterkünfte für die Menschen, die aus Krieg und Elend zu uns geflüchtet sind. Die Zeit der Zeltdörfer muss 2016 beendet sein“, macht SPD-Fraktionschef Rainer Marschan die Grundlinie deutlich.
Dass bei der nun stark anwachsenden Essener Bevölkerung auch dringend neuer Wohnraum geschaffen werden muss, sei nicht von der Hand zu weisen. „Unsere Zustimmung zur weiteren Prüfung der vorgeschlagenen Flächen ist aber noch kein Persilschein, dass auch überall einer Bebauung zugestimmt wird. An einige Grundstücke machen wir ganz große Fragezeichen. Wir wollen uns aber nicht auf unser Bauchgefühl verlassen. Erst nach fundierter Prüfung können wir Ende Januar eine endgültige Entscheidung treffen“, führt Rainer Marschan aus. Letztlich komme es auf ein gutes Konzept für die neuen, gut durchmischten Quartiere an.
Hier sei auch die Stadtspitze nun gefragt, in den angrenzenden Nachbarschaften intensiv für Akzeptanz zu werben. Die gelungene Bebauung an der Phönixhütte in Kupferdreh zeige, dass sozialer Wohnungsbau heute nichts mehr mit den viel kritisierten Bauten der 1960/1970er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu tun habe.
„Diese städtebauliche Perspektive werden wir mit einer umfassenden Konzeption zur Integration der Flüchtlinge in unsere Stadtgesellschaft begleiten müssen“, ergänzt SPD-Ratsherr Karlheinz Endruschat, sozialpolitischer Sprecher, Die vorgesehene ausgewogene Durchmischung der gleichmäßig im Stadtgebiet verteilten Quartiere vermeide eine Entstehung sozialer Brennpunkte, müsse aber durch unterschiedliche Maßnahmen flankiert werden. Auch sei klar, dass bei der Schaffung von neuem Wohnraum an alle Bevölkerungsschichten gedacht werden muss. „Wir bauen die neuen Quartiere nicht für die Flüchtlinge, sondern für unsere auch schon vor der großen Flüchtlingsbewegung anwachsende Stadtgesellschaft“, so Karlheinz Endruschat.
Verantwortlich: Roman Brüx