03 Feb

Durchfall — Dialog mit meinem Ethik-Prof

Imaginäres Telefonat mit meinem Ethik-Prof aus dem Studium in Berlin (den gab es wiklich):

„Hallo Hansgert.“
„Carlo (mein alter Spitzname), du alte Socke, was ist, Schere im Kopf im beschaulichen Werden? Wieder mal ne Predigt von Meisner? Der ist doch weg.“
„Ja, mal eine rein hypothetische Frage. Nehmen wir mal an, ich hätte mit meinem Sohn in einem neuen Lokal in Werden gegessen, endlich mal kein Italiener. Es schmeckte sehr gut, aber nun bekamen wir beiden für zehn Tage schweren Durchfall;und es war das einzige Essen, das wir in denen letzten 72 Stunden vor den zeitgleich aufgetretenen ersten Beschwerden eingenommen haben.?“
„Klar verstehe, ja vielleicht solltest Du die Restaurant-Kritik einfach durchrutschen lassen (lacht sich kaputt).“
„Und sonst?“
„Was sonst! Nein, den Versuch würde ich ohne ärztliche Begleitung nicht noch mal machen. Wir sind ja nicht bei Jackass oder so; oder gar beim Dschungelcamp.“
„Aber muss ich nicht die Leser warnen? Habe aber keine Beweise, will keinem mit Keimen schaden. Allgemein geht nicht, weil es allen neuen Lokalen schaden würde.“
„Ja, klar. Du bist aber nicht dem Lokal, sondern nur den Lesern verpflichtet und der Wahrheit, die du aber nicht kennst; vielleicht habt ihr beiden auf dem Weg zum Lokal demselben Salmonellen-Werfer die Hand gegeben; oder das Übel wohnte in eurem Kühlschrank, aus dem ihr nicht gleichzeitig aber doch beide gegessen habt, oder es saß auf einem Salatblatt von einem Lebensmittelhändler in eurem Kühlschrank.“
„Wir putzen den Kühlschrank oft. Und waschen den Salat gründlich.“
„In dem Restaurant ist der Kühlschrank wahrscheinlich sogar neu. Vielleicht sollte das Gesundheitsamt einmal prüfen!“
„Bei uns oder bei dem Lokal!“
„(Lacht laut) im Lokal!“
„Ich bin Journalist und keine Petze!“
„Das ist es doch. Du hast es. Freut mich, dass ich dir wieder einmal helfen könnte. Schick mir mal eine verschlüsselte Mail, wo ich in Werden vorsichtshalber nicht essen sollte.“