24 Okt

Zum Tod von Walter Wimmer, langjähriger Herausgeber der Werdener Nachrichten

Walter Wimmer

Walter Wimmer starb in dieser Woche im Alter von 89 Jahren

Im Alter von 89 Jahren starb Walter Wimmer, der Herausgeber der Werdener Nachrichten von 1959 bis 2000 war. Bis zuletzt blieb er an der Geschichte in seiner Kolumne auf Seite 6 und an dem aktuellen Geschehen in Werden interessiert, beobachtete die Entwicklung der Kirche und der Politik in der Welt; auch wenn das Augenlicht immer mehr schwand, was ihn dem Zeitungsmann, besonders schmerzte;  und er sich vieles vorlesen lassen musste.

Mit ihm verliert Essen eine der großen Zeitungspersönlichkeiten.

Leicht lässt es sich schreiben: Walter Wimmer war ein Journalist vom alten Schlag, eben echtes Urgestein. Aber das ist bei ihm absolut zu wenig: Neugierig, kreativ und unabhängig blieb Walter Wimmer. Christlich sozial im absolut ursprünglichen, unabgenutzten Sinne des Wortes. Alle Politiker vermuteten ihn immer auf der anderen Seite; und das freute ihn.

Ein Beispiel nur: Vor 33 Jahren kämpfte er gegen die etablierten Parteien um den Erhalt des so genannten Panzerbaugeländes, legte sich mit jedem im Rathaus an; bis ihn die von ihm unterstützten Retter des Krupp-Areals ungefragt herbeizitierten: „Da Walter Wimmer ein Demokrat ist, wird er in jedem Fall zur Podiumsdiskussion kommen.“ Er war so frei, genau mit dieser Begründung nicht zu kommen.

Essener Umweltpioniere wie Dr. Horst Pomp und Dr. Mersmann fanden bei Walter Wimmer ein erstes Forum.

Er setzte sich mit Bischof Hengsbach gegen Adenauer für den verfemten Kommunisten Ernst Schmidt ein und ermöglichte ihm mit Artikeln in seiner Zeitung dessen Doktorarbeit, lange bevor Ernst Schmidt als Chronist der „Lichter in der Finsternis“ allgemein als einmaliger und unersetzlicher Stadthistoriker Essens anerkannt wurde.

Neugierig blieb Walter Wimmer; und diese journalistische Ur-Tugend war bei ihm so stark, dass für ihn immer derjenige der spannendste Mensch auf der Welt ist, den er gerade getroffen hat; sowie die neueste Nachricht eine Diskussion wert war.

Neugierig war der gelernte Englisch-Dolmetscher in den letzten Jahrzehnten vor allem auf das Dänische, das er mit der ganzen Kultur verschlang.

In englischer Kriegsgefangenschaft hatte er den Beruf des Dolmetschers und die Local Weekly kennengelernt, jenen Zeitungstyp, den er wie kaum ein anderer in Deutschland prägte, nachdem ihn 1953 der Tod des Vaters zwang, statt des Studiums dessen Werk, die Borbecker Nachrichten, fortzuführen. Am 1. August 1959 übernahm er mit seinem Bruder Franz-Josef, den er 1955 dazugeholt hatte, die Werdener Nachrichten.

Walter Wimmer fing nie an aufzuhören, hörte nie auf anzufangen. Auch diese hohe Tugend hatte ihre kleinen Haken bei der direkten Zusammenarbeit: Borbeck musste gar nicht abbrennen, um ihn auf die Idee zu bringen, die ganze Zeitung wenige Minuten vor dem Drucktermin komplett umzuwerfen. Entschuldigend meint er dann: Das Bessere ist der Feind des Guten.“

Bei so einem Liebhaber des Neuen gehörte wie selbstverständlich dazu, dass Walter Wimmer die Geschichte liebte. Borbecks Vergangenheit hat der Kulturpreisträger in mehreren Büchern aufgearbeitet; stets mit unkommentierten Originaltexten. Die Leser der Werdener Nachrichten bekamen wöchentlich von ihm die Meldungen von vor hundert Jahren vorgesetzt; pur. Den Kick muss der Leser eben selber finden; und der war immer drin.

Mit seinem weißen Bart hatte er in den letzten 35 Jahren etwas von einem Weisen aus dem Abendland, einen Tag nach dem Fest der Heiligen Drei Könige, wurde er 1926 geboren. Der ehemalige Herausgeber der Werdener Nachrichten und der Borbecker Nachrichten hat die beiden Heimatzeitungen auf eindrucksvolle Weise durch die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts geführt.

Dabei hat der auf den Tag genau 33 Jahre Jüngere sich so oft von Walter Wimmer anhören müssen, wenn er mal wieder dummerweise den Sinn eines Artikels zu erläutern versuchte: Warum schreibst du das dann nicht?“

Das ist eine seiner Weisheiten, die nur beim ersten Hören banal klingen.

Walter Wimmer nahm den Leser ernst, seine Pflege der Leserbriefe entdeckten viele große Zeitungen erst später. Schützend hat er sich vor den Begriff Heimat gestellt und seine Werdener und Borbecker „Heimatzeitung“ genannt, als es noch komisch klang. Heute sei es die Zukunft der gedruckten Zeitung, sagen und schreiben alle.

Am ersten Tag des neuen Redakteurs in Werden am 1. Mai 1986 gab er ihm auf den Weg: Werden ist so stark mit seiner Mischung aus Altem und Neuem, Kultur in jeder Form, Heimat und Internationalität.-. Wer hier etwas macht, egal ob Kirche, Kultur, Politik, Einzelhandel oder Zeitung, der braucht keine großen Ideen oder Konzepte, er muss sich auch keine Sorgen machen. Der Geist dieser Stadt wird jedem helfen, der ein wenig empfänglich ist.“

Als die Geschäftsstelle der Werdener Nachrichten Ende April 1986 ausgebrannt und Redakteur Siegfried Theis gestorben war und Willy Mühlenberg schon seine letztlich tödlichen Verbrennungen erlitten hatte, da stellte Walter Wimmer sich einen Tag als lebende Zeitung in die Grafenstraße 41 und erzählte, was vorgefallen war.

So will ich es jetzt auch halten mit unserer Internetseite.

Ich verliere einen väterlichen Freund, der mein Leben geprägt hat.

Gereon Buchholz

17 Jan

Zu rote Wangen

Drucken ist immer noch ein Handwerk, sieht man bisweilen bei der Farbmischung. Etliche Fehler meinerseits hat die Druckerei schon feinsinnig ausgeglichen, doch bei den Paketen, die wir bekommen haben, ist das Rot (nur) auf der Titelseite eindeutig zu stark. Ich möchte mich bei allen Abgebildeten entschuldigen. So rote Gesichter haben sie nicht, sogar unsere Waddische Internethand ist gerötet vor Scham. Bei dem Titelbild auf der Internetseite kann man es sehen: So rot war das Original nicht, aber man sieht auch, dass ich einige Ansätze übersehen habe, aus denen eine Druckmaschine so etwas machen kann, wenn sie gerade ihre rote Periode bekommt. Das hätte ich ahnen können. Ich werde in Zukunft mehr aufpassen, hoffe ich.