10 Jan

Der waddische Jahresrückblick 2020:

Dezember

Mit festlich geschmückten Traktoren und weihnachtlicher Musik im Gepäck sind Landwirte aus ganz NRW am Wochenende auch durch Werden Stadt und Land gefahren, um weihnachtliche Stimmung zu verbreiten.

Der Ortsbus kommt: Mit dem Fahrplanwechsel zum 7. Januar 2021 rollt auch der lange diskutierte und angekündigte Kleinbus als Ringlinie im 20-Minuten-Takt durch Werden Land. Doch nicht alle stimmt das neue Angebot, das ursprünglich Teil des ansonsten gescheiterten Werdener Verkehrskonzeptes war, glücklich: Anwohner rund um die Ruhrlandklinik fühlen sich im wahrsten Sinne des Wortes abgehängt. Wenige Wochen später bringt CDU-Ratsherr Ulrich Beul gute Nachrichten: „Der neue 190- er wird zukünftig auch zum Heidhauser Platz und wieder zurück fahren“, verspricht der neue Aufsichtsratsvorsitzender der Ruhrbahn. Durch diesen zusätzlichen Ast werde der Heidhauser Platz eine Art Knotenpunkt mit guten Umsteigemöglichkeiten.

Vor manchen Läden bildeten sich noch einmal lange Schlangen: Für die letzten zwei Tage vor dem Lockdown brauchte man in der Werdener Innenstadt nicht nur wetterfeste Kleidung, sondern auch Geduld. Die Händler zeigen Verständnis für die Maßnahmen, haben aber Sorge um ihr tägliches Brot. Sie hoffen, dass die Werdener sich bestellfreudig zeigen und die lokalen Online-Angebote wahrnehmen.

Wenig vorweihnachtliche Stimmung herrscht in den frühen Morgenstunden des ersten Adventsonntags beim Werdener Bürger- und Heimatverein (WBHV): Denn der Werdener Wiesn-Wirt Mali Sirin berichtet, dass der von ihm gesponserte Tannenbaum, der vor seinem Biergarten aufgebaut war, in der Ruhr schwimmend gesichtet wurde.

Wegen der steigenden Infektionszahlen sagen nach und nach sämtliche Kirchen in Werden Stadt und Land ihre Weihnachtsgottesdienste ab. Stattdessen gibt es Alternativen online und am Telefon. Auch auf Radio-Gottesdienste verweisen die Gemeinden.

„Wir sind sehr erfreut – und auch ein bisschen stolz“, sagt Peter Bankmann. Grund der Freude für den Freundeskreis Gartenhaus Dingerkus, dem er vorsitzt, ist eine Auszeichnung der Stadt Essen: Erstmals in diesem Jahr hat sie den Heimat-Preis ausgelobt – und der Freundeskreis, der sich seit zehn Jahren um die Belebung des Kleinods am Rande der Werdener Altstadt kümmert, hat den ersten Platz gewonnen – und damit 7000 Euro. Ein schöner Lichtblick in einem Jahr, das ansonsten auch für die Dingerkus-Freunde rar an Höhepunkten war. Dabei sollte 2020 ein besonderes Jahr werden für die engagierte Runde: „Eigentlich wollten wir im August ausgiebig unser zehnjähriges Bestehen feiern mit offenem Garten und Musikprogramm“, so Peter Bankmann.

In seiner Jugend fuhr Max Stahr großen Erfolgen auf dem Rennrad entgegen. Nun setzt sich der einstige Leistungssportler in der Bezirksvertretung IX für ein harmonisches Miteinander aller Verkehrsteilnehmer ein: Als neuer Mobilitätsbeauftragter will der 29-Jährige den Spagat meistern, Rad- und öffentlichen Nahverkehr zu fördern, ohne die Autos in eine Sackgasse zu befördern. Die Werdener Nachrichten durften den Werdener Jungpolitiker in seiner Wohnung in Werden besuchen.

Die Restcent-Aktion hat bei den Mitarbeitern des St. Josef Krankenhaus Werden eine lange Tradition: Bei der Auszahlung des Monatsgehalts verzichtet ein Großteil von ihnen freiwillig auf die Cent-Beträge hinter dem Komma. Für den Einzelnen sind das nur kleine Beiträge im Monat, in der Summe können sie allerdings viel bewirken: 609,28 Euro kamen im Laufe des letzten Jahres auf diesem Weg zusammen. „Wir alle entscheiden gemeinsam über den Zweck der Gelder – in diesem Jahr möchten wir das Christliche Hospiz hier in Werden unterstützen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Kasimir Schlimok bei der Scheckübergabe.

Die Erzieherin, Natur- und Waldpädagogin Henrike Galla und die Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Johanna Knaup engagieren sich seit vielen Jahren für Familien im Stadtteil. Glücklich lachende Kinder und ratsuchende Eltern sind ihr Metier. Nun tun sie sich mit „Gemeinsam Wachsen“ zusammen und bieten Kurse an für Familien, Eltern, Kinder. Am Frielingsdorfweg in Heidhausen war genau das richtige Raumangebot frei. Beide machen damit aus der Not eine Tugend, denn fast zeitgleich mussten ihre bisherigen Räume aufgegeben werden. Die Elternschule Werden schloss ihre Pforten.

Dirk Uhlenbrock ist niemand, der Dinge einfach als gegeben hinnehmen mag – auch nicht den Ort, in dem er lebt. Wenn er durch seine Heimat Werden streift und dabei die Begebenheiten der Landschaft und der Architektur, die ihm dabei begegnen, in Augenschein nimmt, dann fragt er sich zusehends, „warum die die Dinge so sind, wie sie sind“. „Dabei bin ich darauf gestoßen, dass vieles mit der Geschichte des Werdener Stifts zusammenhängt.“ Mit seiner so entfachten Leidenschaft für Heimatgeschichte will der Grafiker nun andere anstecken: Zusammen mit dem Buchhändler Thomas Schmitz bringt er die neue Heftreihe „Wadden Kladden – Werdener Heimathefte“ heraus.

Die Sicht auf den Schulalltag durch die Augen der Schüler des Kunst-Leistungskurses der Jahrgangsstufe 12 am Gymnasium Werden fand die Kurslehrerin Alexandra Gollan beeindruckend. „Nach den Schulschließungen und der ungewissen Zeit in den Ferien zeigten die Schüler ihren subjektiven Blick auf den Schulalltag, der geprägt ist von vielen Regeln, Social Distancing und dem Versuch, ein bisschen Normalität einkehren zu lassen. In diesen Fotografien zeigten die jungen Künstler ihre Eindrücke und transportieren dies in künstlerische Fotoserien, die mehr zeigen sollen als nur die reine Dokumentation.“ Man glaube als Lehrer häufig, man wüsste, was die Schüler so denken, sagte die Alexandra Gollan im Interview. Diese Fotoserien allerdings hätten ihr gezeigt, dass man bisweilen doch nicht eine so klare Vorstellung davon habe.

Die Essener Kindertageseinrichtung St. Kamillus eröffnet Anfang 2021 eine neue Waldgruppe. Die Gruppe wird in einem Bauwagen auf dem Außengelände der Kita untergebracht, soll die meiste Zeit jedoch im nahe gelegenen Waldgebiet verbringen. Im Dezember bereits wurde der Bauwagen für die neue Naturgruppe geliefert.

Folkwang-Studenten beim „Kunstspaziergang“ auf der Brehminsel.

Kultur in Zeiten von Corona: Proben können Studenten der Folkwang-Universität momentan nur sehr eingeschränkt – in Gruppen können sich die angehenden Künstler gar nicht treffen. Die Choreografie-Studenten Mateusz Bogdanowicz und Manuel Zeza haben eine Lösung gefunden: Mit Tanzstudenten treffen sie sich regelmäßig zu „Kunstspaziergängen“ auf der Brehminsel. Dort fotografieren und filmen sie Tänzer wie Lucas Lopes Pereira. Die Videos, die aus dieser Performance entstehen, kann man sich später im Internet anschauen.

Zu seinem 85. Geburtstag am 7. Mai hatte das Werdener CDU-Urgestein Hanslothar Kranz hinter der LudgerusBasilika, unweit des Kräutergartens, einen Baum, eine Amerikanische Felsenbirne gepflanzt. Dabei bat er statt persönlicher Geschenke um eine Spende für die soziale Einrichtung „Raum 58“. Diese hat er nun an die Sozialeinrichtung im Essener Nordviertel weitergegeben. Einen Gesamtbetrag von 3500 Euro hat Hanslothar Kranz mit seiner Spendenaktionen zusammenbekommen: „Dafür möchte ich mich bei allen Spenderinnen und Spendern herzlich bedanken.“

Mit festlich geschmückten Traktoren und weihnachtlicher Musik im Gepäck sind Landwirte aus ganz NRW auch durch Werden Stadt und Land gefahren, um weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. Denn auch wenn Corona allerorts die Stimmung trübt, wollen die im Verein „Land schafft Verbindung“ organisierten Bauern, Kinderaugen zum Leuchten bringen. Daher klapperten sie bei ihrer Tour viele Kinderkrankenstationen und Einrichtungen für kranke oder benachteiligte Kinder ab und verteilten dort kleine Geschenke. Zu den Organisatoren gehörte auch der Werdener Landwirt Thomas Leuchten.

Wenn irgendwo auf der Welt Menschen in kleinen Booten auf dem gewaltigen Ozean treiben, Naturkatastrophen Menschen entwurzeln, Mächtige Kriege entfesseln oder ein Virus wahllos Leben vernichtet, ziehen die meisten den Kopf ein. Einer, der seit 40 Jahren loszieht, um zu helfen, ist der Werdener Kinderarzt mit der kleinen, starken und umsichtigen Hilfsorganisation Cap Anamur. Dr. Strahl arbeitete zwölf Jahre ehrenamtlich im Vorstand, davon acht Jahre als dessen Vorsitzender. Mit nur fünf Mitarbeitern in der Kölner Verwaltung und 15 Vereinsmitgliedern ist Cap Anamur sorgfältig mit der Verwendung der gespendeten Gelder und dabei sehr effektiv. Damit das auch so bleibt, gab der 76- jährige dankbar und gern seine Aufgabe an einen jüngeren Nachfolger ab, will aber weiterhin aktiv mitmachen.

Bereits im Sommer hat die Ernst von Siemens Musikstiftung den während Corona-Pandemie aufgelegten Folkwang Hilfsfonds mit einer großzügigen Fördersumme unterstützt. Jetzt gibt die Stiftung weitere 65.800 Euro an finanziell in Not geratene Folkwang Studierende aus den Musikstudiengängen.

Ruhig ist es geworden um die Idee des Lichtkunstwerks „Brückenschlag“, mit der die Künstler Prof. Norbert Thomas und der Architekt Dieter Michael die Gustav-Heinemann-Brücke aufwerten wollen. Doch hinter den Kulissen arbeiten die Initiatoren immer noch daran, dass aus ihrer Idee Realität wird. So hoffen sie, dass ein wichtiger Schritt im Zuge der geplanten Brückensanierung umgesetzt werden kann.

Viel Zeit, seine Dinge zu ordnen, Klavier zu spielen und über das nachzudenken, was daheim bedeutet. Nicklas John spielte während des ersten Lockdowns im Bürgermeisterhaus. Sein Spiel ermunterte den Musiker Carsten Linck, dem 23-jährigen anzubieten, seine erste CD mit dem im Bürgermeisterhaus dafür ebenfalls vorhandenen Equipment aufzunehmen. Diese CD entfaltet durchaus Sog-Wirkung und endet, für einen Jazz-Pianisten ungewöhnlich, mit dem Steiger-Lied.

Im Rahmen der Caritas-Aktion „Freude schenken“ wurden in der Gemeinde St Kamillus 50 Pakete gepackt und in den beiden Kirchen in Heidhausen und Fischlaken abgestellt. Auch die beiden katholischen Kindergärten beteiligen sich seit einigen Jahren an der Paketaktion. Die Eltern haben mit ihren Kindern liebevoll 49 Pakete gepackt. Diese wurden für Frauen und Kinder im Essener Frauenhaus abgegeben. Schon seit Jahren erhalten die Frauen im „Café Schließfach“ diese Pakete, die in diesem Jahr wegen Corona auf mehreren kleinen Weihnachtsfeiern zur Mitnahme übergeben werden.

Die FUNKE Mediengruppe, zu der auch die Werdener Nachrichten gehören, ist Opfer eines Hackerangriffs geworden. Davon betroffen sind zahlreiche Computersysteme im gesamten Bundesgebiet – auch unsere Redaktion und unser Druckhaus. Die Weihnachtsausgabe der Werdener Nachrichten kann deshalb nicht erscheinen. Da der Angriff auf die Systeme weiter andauert und die IT-Technik Zeit braucht, um den Schaden zu beheben, müssen auch die Leser auch auf die beiden kommenden Ausgaben verzichten. Als Ersatz erscheinen die traditionellen Neujahrsgrußworte, der Jahresrückblick 2020 und weitere Geschichten online auf waddische.de.
Die Redaktion der Werdener Nachrichten hofft, ihre Leser bald wieder in gewohnter Form mit den Werdener Nachrichten versorgen zu können!