27 Nov

Michael Bonmann tritt als Bezirksbürgermeister zurück

Paukenschlag in der Bezirksvertretung: Am Ende der gestrigen Sitzung legte Michael Bonmann sein Amt als Bezirksbürgermeister mit sofortiger Wirkung nieder. Als Grund für diese Entscheidung nannte der CDU-Politiker fortlaufende Angriffe aus seiner eigenen Partei.

Eigentlich ist Michael Bonmann ein Politiker vom alten Schlag, resolut, erdig, mit Ecken und Kanten, keiner, der sich leicht von Widerstand beeindrucken lässt. Aber der Widerstand in den eigenen Reihen wurde dem hauptberuflichen Apotheker in den letzten Monaten dann offenbar doch zu viel. Daher habe er die Entscheidung getroffen, sein Amt niederzulegen, auch wenn es ihm schwer gefallen sei. „Aber ich habe mich schlussendlich gefragt, warum ich mir das eigentlich noch antue“, stellt Michael Bonmann im Gespräch mit den Werdener Nachrichten enttäuscht fest. „Mit Ausnahme vom Ortsverband Bredeney habe ich keinen Rückhalt mehr in meiner Partei.“

Auch von den Heidhausern fühle er sich „im Stich gelassen“. Denn der CDU-Ortsverband Heidhausen-Fischlaken unterstützte Bonmann nicht in seinem Vorhaben, bei der kommenden Kommunalwahl 2020 für den Rat zu kandidieren – stattdessen nominierte dieser das aktuelle Ratsmitglied Ulrich Beul.

In Kettwig habe Bonmann ebenfalls Gegenwind verspürt: So habe der Bürgerverein „Wir in Kettwig“ die Pläne der Bezirksvertretung zur Umgestaltung des Kettwiger Rathaus-Vorplatzes torpediert. „Im Vorstand sitzen drei CDU-Mitglieder“, so Bonmann.

Das Fass zum Überlaufen hätten aber Angriffe des Kreisvorsitzenden Matthias Hauer gebracht: „In einer internen Vorstandssitzung warf er mir vor, keinen Draht zu den Bürgern zu besitzen“, ärgert sich Bonmann. Auch seine Familie hätte Hauer angegriffen. „Es ist doch klar, dass die zu mir hält – es ist meine Familie!“

Die Vorgänge in der internen Sitzung will Matthias Hauer nicht kommentieren. Dass er Bonmanns Familie angegriffen hätte, weist der Chef der CDU Essen jedoch von sich. Nach der CDU-Kritik an Bonmanns Aussagen zur AfD sei dessen Frau auf Hauer zugegangen. „Sie ist mich heftig angegangen, das habe ich in der internen Sitzung kritisiert“, so Hauer, der selbst auch erst nach der Sitzung der Bezirksvertretung von Bonmanns Rücktritt erfahren hat. „Wir als CDU Essen nehmen das zur Kenntnis, zollen der Entscheidung Respekt und danken Herrn Bonmann für seine Arbeit im Bezirk“, so Hauer weiter. Viel Bedauern klingt nicht mit in seiner Stimme.

Nach Bonmanns Aussagen im Sommerinterview mit den Werdener Nachrichten im vergangenen August gingen immer mehr Parteifreunde spürbar auf Distanz. Besonders heftig wurde er für seine Antwort auf die Frage angegangen, ob er sich nach der Kommunalwahl 2020 eine Zusammenarbeit mit der Rechtsaußen-Partei AfD vorstellen kann. „Ausgrenzen ist der falscheste Weg, den man machen kann“, sagte er – und erntete damit heftigsten Widerspruch, auch innerhalb seiner eigenen Partei.

Aus der Kommunalpolitik will sich Bonmann aber nicht gänzlich zurückziehen: So will er wie angekündigt im kommenden Jahr für den Rat kandidieren. „Mein Bredeneyer Ortsverein hat mich schließlich nominiert.“ Auch in die Bezirksvertretung will er wieder einziehen, sollte er gewählt werden – dann wohl aber als normaler Bezirksvertreter.

Bis zur Kommunalwahl im September 2020 wird nun der bisherige Stellvertreter Benjamin Brenk (SPD) das Amt des Bezirksvertreters übernehmen. „Ein guter Nachfolger“, ist Bonmann überzeugt, „der kann das“.

4 Gedanken zu „Michael Bonmann tritt als Bezirksbürgermeister zurück

  1. Alles hat seine Zeit. Der Rücktritt kam nicht aus „heiterem Himmel“. Die kritische Selbsteinschätzung des Bezirksvorsitzenden lautet auf fehlende Unterstützung innerhalb der eigenen Partei und es fehle Zuspruch in der Bevölkerung von Werden, Fischlaken, Heidhausen und Kettwig. Lassen wir das einfach so stehen.

    Vielmehr suspekt ist jedoch die schriftliche Lobeshymne von Herrn Behmenburg der SPD. Soweit das Menschliche, das Persönliche, sicherlich hier vorrangig ausgedrückt werden sollte, hat Herr Behmenburg mit seiner SPD auch eine besondere „Bruderschaft im Unrecht“ in Sachen Verkehrsverlagerungskonzept Werden-Mitte mitgeprägt. Herr Behmenburg, aufwachen! Das VVK ist rechtswidrig! Das gilt sogar für Sie! Das kritikfreie und bedenkenlose Durchwinken der BV 9 hat bisher Allen nur geschadet, sehr viel Steuergeld verbraucht und wieder 10 Jahre Untätigkeit für Werden-Mitte besiegelt.

  2. Es ist schön ein starkes Stück: Da behauptet Dr. Bonmann, der Verein „Wir in Kettwig e.V.“ habe die Pläne der BV IX zur Neugestaltung des Rathausplatzes in Kettwig torpediert. Umgekehrt wird ein Schuh daraus! Der Bezirksbürgermeister hat Anfang dieses Jahres „den Ratheusplatz zur Chefsache gemacht“ und dann mit zweifelhaftem „Abstimmen“ in einer Sitzung die geplante Neugestaltung des Rathausplatzes gegen die Wand gefahren. Ich stelle fest, dass er lügt. Frei nach LORIOT: Und Sie wollen Akademiker sein!?

  3. Die geradlinige Haltung habe ich immer unterstützt. Bestätigt wurde die Haltung zur AFD nicht zuletzt vom OB Kufen selbst.Hauer und Co sollten sich selbst mal die Frage beantworten wo sie ohne Herrn Bonmann heute wären. Respektvollen Umgang sollte die CDU nicht aus den Augen verlieren.

  4. Ich weiß aus langjähriger ehrenamtlicher Veranstaltungsleiter bei Vereinen aller Arten, dass plötzlich aus dem Nichts Freunde heimlich meistens als Neidfeinde auftreten, auch in kirchlichen Kreisen !

    Respekt für die kluge Entscheidung zum sofortigen Rücktritt .

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