04 Okt

Rush Rush bis zum Showdown — andere Helden

Rush_movie_posterIch könnte mich ja … schämen wegen d er albernen Überschrift. Aber es ist ja noch Morgen. Ja, der Morgen nach einem schönen Kinoabend mit „Rush“. Seit Le Mans habe ich lange wieder auf einen echten Rennfahrerfilm gewartet, 42 Jahre. Ich war nie ein Lauda Fan (eher Jochen Rindt, also Hunt), aber man wird es in dem Film; obwohl er sehr unangenehm dargestellt wird, aber sehr gut von Daniel Brühl.

Macher Ron Howard hat auch das Problem gelöst, dass die damals spektakulären Kameras in den Rennwagen heute nur müde lächeln lassen. Schnelle Schnitte in den Motor sind ein ausreichender Ersatz. Die Story wirkt so echt, und ist doch mehr als verdichtet, wie Autor Peter Morgan (auch ein schönes Auto) betont.

Aber die wohl nicht existierende Feindschaft zwischen dem herausgearbeitetem Lebemann Hunt und dem Perfektionisten Lauda (zweisilbige Namen haben schon etwas) ist eben kinoreif; und es ist manchmal nur eine Szene, die Personen herausreißt aus dem Klischee oder dem morallischen Tief (Hunt gegen den miesesten Reporter der Film und Buchgeschichte). Für Nichtfans des Mythos Motorsport drei Sterne, für die anderen viereinhalb. Zudem ist es eine gute Erinnerung, was der Motorsport an Sicherheitstechnik geleistet hat: Kiesbetten sind fies, gemein und häßlich, aber gegen Betonmauern göttlich.

Ich war letztes Jahr in Le Mans, und für mich bleibt diese Strecke filmisch und sonst einen halben Punkt vor dem Nürburgring.

HeldenIch habe gestern die deutschen „Helden“ nicht gesehen. Als Interessierter an den Theorien über CERN Gefahren schien mir diese Aussicht auf Quatsch zu blöd. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn Leser-Zuschauer hier im Kommentar was zu der deutschen Produktion sagen, aber natürlich auch zu Rush; Lauda, Hunt

 

2 Gedanken zu „Rush Rush bis zum Showdown — andere Helden

  1. Super Kommentar. Allerdings staune ich immer wieder, von wo aus man Schalkes Arena sehen kann: Sparkasse Essen Mitte! Bredeney Rathaus sogar? Jede der Halden? Rathaus Essen? Und oben im Museum Ruhr habe ich sie auch schon gesehen, meine ich? Schalke hat hoch gebautm, im Gegensatz zu Dortmund.

  2. Das Cern ist eine der beeindruckendsten Forschungseinrichtungen, die es gibt. Die Frage, woher wir kommen, interessiert Wissenschaftler ebenso wie die Frage nach dem Wohin-gehen-wir. Die Grundidee des Films ist jedenfalls packend und Grund genug, einzuschalten.

    Doch schon während der Tagesschau fragte ich mich, ob eine deutsche Filmproduktion tatsächlich den Flair von Action-Movies und Weltuntergangs-Epen großer US-Produktionen erreichen kann. Allein die Darsteller (Yvonne Catterfeld, Hannes Jaenicke, Christiane Paul) scheinen nicht an die Großen (Will Smith, Bruce Willis, Kate Backinsale) heranzureichen.

    Leider wird die Vorahnung zur Gewissheit. Schon die erste Einstellung im Cern (Kinder besuchen den Collider, der einen blau schimmernden Strahl von sich gibt) erinnert eher an Soap Opera denn an Hollywood. Wissenschaftlich versierte Zuschauer fassen sich dabei (und auch bei der Darstellung des schwarzen Lochs als waberndes dunkles Etwas) an den Kopf. Liebe Physiker dieser Welt, korrigiert mich, aber im Teilchenbeschleuniger sind doch alle Teilchen UNSICHTBAR, sodass es auch keinen blauen Strahl geben kann. Oder?

    Doch nicht nur die technisch-darstellerischen Lücken sind, nun ja, fragwürdig. Auch die Handlung ist mindestens absurd. Wir verfolgen Szenen von hemmungloser Teenie-Liebe (erinnert an die letzte Nacht der Geliebten in „Pearl Harbor“, bevor es dann ins Gefecht geht) und von motivierenden Politikern („Kanzler“ Heiner Lauterbach wünscht Physikerin Paul „Viel Erfolg“, obwohl die zu Anfang gar keine Heldin sein will). Ironisch wirken die Szenen des Kanzlers auch. Er steht etwa 22 Stunden vor der Count-Down-Uhr, die den Einschlag der Atombombe ins Schwarze Loch von Genf herunterzählt. Hat er sonst nichts zu tun?

    Immerhin: Der Ruhrpott spielt eine entscheidende Rolle. Während sich die Helden Jaenicke und Paul von Berlin über Brandenburg (dort muss im Spaßbad „Tropical Island“ der Computerhacker-Jüngling von seinem Techtel-Mechtel mit seiner Liebsten abgebracht werden, damit er die Welt retten kann) mit einem Flugzeug auf den Weg Richtung Genf machen, organisiert der leicht depressive Armin Rohde gerade im Kleingartenverein (Klischee!) in Gelsenkirchen (Klischee!!!) eine Vereinsfeier für Schalke (Klischeeeeee!!!!). Dort landen unsere Helden, nachdem sie zuerst die zerstörte Stadt Köln überflogen haben – wahrscheinlich war der Pilot besoffen, oder verwirrt… wer fliegt von Nord-Osten erst nach Köln und dann in den Pott?!?
    Als man glaubt, dass es nicht schlimmer wird, entpuppt sich der Vereins-Rohde als Anführertyp – und evakuiert ein bedrohtes Krankenhaus kurzerhand in die Zeche Zollverein (von der man übrigens seit diesem Film auch die Schalke-Arena sehen kann).

    Nach drei Stunden und gefühlten sechs Werbepausen ist der Spuk vorbei. Held Jaenicke hat seine Schwester verloren, aber die zickige Teenie-Tochter hat sich zum Schwan gemausert und all die kleinen Kinder gerettet, die im Cern gefangen waren. Physikerin Paul (die mal was mit Jaenicke hatte) hat es geschafft, das Schwarze Loch auszuschalten – und sieht in ihren schicken Ankle-Boots auch am Ende noch richtig fit aus. Der Kanzler hält eine Rede zum „Tag der deutschen Einheit“.

    Die Zuschauer bleiben zurück. Verärgert (Zeitverschwendung!), belustigt (Albernheiten!), enttäuscht (War doch klar!) und doch – erleichtert: Wie gut, dass der richtige TddE mal so rein gar nichts mit dem Film zu tun hat!

    PS: Der ganze Quatsch kostete übrigens schlappe 8 Millionen Euro.

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