Klischee ist woanders und scheiße
Da musste ich doch lesen, der Spruch „Woanders is auch Scheiße“ wäre ein neues, aber schlechtes „Klischée“. Ich dachte erst: Absolut daneben! Aber dann teilte der Duden mit, nur halb falsch (siehe unten).
Ich finde es bis heute genial, was Frank Goosen damals für die A40 geprägt hat.
Besser kann man es nicht sagen, was ich immer schon empfunden habe, was die Seele der Ruhrgebietler ausmacht. Wer es hier aushält, sich gar wohl fühlt, der glaubt ja nicht, das Ruhrgebiet sei das Schönste, was Gott sich sonntags im Whirlpool mit einem Cocktail in der Hand ausgedacht hat; auch nicht, diese sechs Millionen würden wirklich eine Metropole sein im Sinne wie London oder Paris, nicht einmal wie Berlin.
Dabei ist Werden älter als die meisten Metropolen, hat mehr Superlative und auch mehr Selbstironie, die der Kern jeden gutes Humores ist: Über sich selber lachen. Der Ruhri denkt deshalb einfach . . . ja was? Mhhh Grübel! ja genau: Woanders ist auch Scheiße.
Ich kann mich noch gut erinnern an einen Besuch auf der tiefsten, eigentlich höchsten Schwäbischen Alb. Da meinten die Ureinwohner: Wir aus dem Ruhrgebiet seien arrogant; und das begründeten sie tatsächlich damit; dass wir ihre klassische Kritik „schwarze Wäsche im Garten“ nicht widerlegten, sondern mehr meinten: „Na und!“ — Damals hatte man eben noch nicht den Goosen.
Nichts trifft den Geist des Ruhrstolzes besser. Nur Billy Wilders „Nobody ’s perfect“ aus „Manche mögen’s heiß“ kam dem am Nächsten, bis Goosen . . . .
Damit darf Goosen das sowieso für ein Fotobuch nutzen, zu dem er das Vorwort geschrieben hat. Denn selbst jemand, der den Satz abgenutzt findet, muss den Satz ihm für ein Fotobuch über die Achtziger zugestehen. Warum sollte er einen zweitklassigen Satz nehmen.
Ein Klischee ist eine ehemals innovative Vorstellung, Redensart, ein Kunstwerk oder ein Stilmittel, die mittlerweile veraltet, abgenutzt oder überbeansprucht erscheinen. Das Klischee existiert als etwas geistig oder sprachlich Schablonenhaftes.