30 Jul

Die Bilder der Woche, Ausgabe 30/2017

14 Mai

Ganz große Nummer

GOP_Essen_MachineDeCirque_aSo abgerundet kann also Varieté sein. Wie aus einem Guss beschert „Machine de Cirque“ dem Zuschauer nichts weniger als reines Vergnügen, das keine Sekunde Pause zu machen scheint. Was da im GOP derzeit zu erleben ist, entlässt die Gäste erfüllt und erschöpft; und sie haben so gelacht, dass es Lachmuskeln und tränende Augen erschöpfte. Dafür sorgt vor allem eine Jonglage mit Handtüchern; so einfach , so simpel und doch grandios.

Wer bisher darüber nachdachte, welches Programm des Theaters am Nordende der Innenstadt dem runden Vergnügen am nächsten kam, der dürfte hier eine Antwort finden. Die Truppe lässt die Einzelkönner nicht alleine. Wenn Maxim Laurin scheinbar ausweglos am Trapez hängt, kommen die anderen hinzu und verwandeln das Geschehen in einen Marktplatz der Artistik.

Hier gibt es fast immer die zweite und dritte Ebene, wie in besonders guten Kinofilmen. Der Zuschauer fühlt sich zumeist wie auf einem Jahrmarkt, bei dem überall Artisten ihre Künste vorführen und doch ein Herausragender schnell die Aufmerksamkeit fesselt. Alles wirkt dabei immer so leicht, als würden die Artisten sich gerade mit einfachen Übungen warmmachen. Erst der eigene Verstand ruft plötzlich: Das ist doch unmöglich! Das geht doch gar nicht!

Selbstverständlich wird das einmal gebrochen: Wenn Raphael Dubé die Einradkunst auf höchste Höhen bringt, dann lassen alle zusammen mit den gespielt ängstlichen Gesichtern den Atem stocken.

Wenn allerdings Maude Arseneault und Marie-Maude Laflamme am Vertikaltuch anmutig verschmelzen, oder Miakael Xavier Bruyère L’Abbé mit Maude die senkrechte Stange benutzt, als hätten sie Saugnäpfe an den Händen, dann möchte der Zuschauer sofort auch mal probieren, so leicht wirkt das. Das gilt sogar für die Schleuderbrett-Nummer von Joren de Coorman und Maxim, bei der aber schnell erschreckend klar wird: Das ist eine ganz andere Nummer. Dass das versprochene Rhönrad nur als Fragment vorkommt, stört kaum.

Wie der Folkwang Uni entsprungen wirken dagegen die Drei vom „Théatre a Tempo“: Pantomime und Percussion mit Akrobatik und Tanz vermischt das Trio, als hätte es in Werden gelernt, wo der Geist der Uni ja auch bewusst die Genres voneinander lernen lässt: Ein Clown mit großen Augen, eine Schlangentänzerin im Schnepfen-Kostümierung und ein scheinbar stocksteifer Moritz machen ihre Körper zu Musikinstrumenten, lassen ihre Hände tanzen mit Beats, die jede Salsa-Truppe wie ein Taktell wirken lassen.

Zusammen ist „Machine de Cirque“ keine Nummern-Revue sondern eine ganz große Nummer.