Blues in Steele
Das Blues Bureau hat den Gitarren-Boogie echt raus, bietet einen eigenen Sound und Groove: nicht so einmalig wie ZZ Top, mehr so eine Reminiszenz an die Bands der frühen Siebziger wie Climax Bluesband oder Ufo.
Leider war das Konzert am Freitag nicht in Werden, sondern in Steele. Beim Blues muss der Werdener fremdgehen, meistens jedenfalls. Im Grend hat Markus Meyer da etwas Hochklassiges aufgebaut. Neben den Sessions auch Konzerte von heimisch bis weltbekannt: Carl Verheyen (Supertramp) und Stu Hamm (Bassist für Gitarrenheroes wie Steve Vai und Joe Satriani) kommen schon wieder. Das muss Liebe zum Grend sein.
Am Freitag stellte nun das Essener „Blues Bureau“ seine neue CD „Voodoo Boogie“ (nett: dreimal oo) vor. Größtenteils alte Recken, die als Musiker schon vor dreißig Jahren zur Essener Szene gehörten. Bei so eingespielten Kumpels aus anderen Bands ist man aber nach dieser Zeit ohne Begegnung zwischendurch nicht mehr befangen, nur neugierig.
Und doch bleibt manches: Winus Rilinger am Schlagzeug spielt noch so frisch, als wenn er mit Zwanzig hinter den Drums gebückt säße. Dabei ist das Gesicht sehr viel markanter geworden. Typen sind sie alle Fünf. Und mit dem neuen Bassisten der Band, Heinz Lentzen (Stammt der vom Rockabilly? Wegen der Frisur frage ich mich das.) kommt Winus nach zwei Stücken in den Shuffle, als gäbe es keinen anderen Beat. Rolli Borchert ist immer noch der Mann für die wilden Soli mit großen Gesten und Slide und einem klasse Sound, Gibson-orientiert, sagt die Bandseite im Netz; keinen Deut schlechter und äußert effektiv in den minimalen Bewegungen der rechten Hand Chris Guitar an der Stratocaster. Zwei Gitarristen dieses Formates, Links- und Rechtshänder, konträr auch im Sound, das macht schon was her.
Zwar spielen sie mehrmals richtigen langsamen Blues und ein Stück mit Boogie-Namen sehr straight ohne Synkopen, aber wenn die Triolen-Maschine und das Zusammenspiel der beiden Gitarristen einmal laufen, rollt sie unverkennbar als BB. Das ist gut!
Sänger Udo Weinert hat wohl noch ein Jahrzehnt Erfahrung noch mehr Original und Glaubwürdigkeit zu bieten, was Vergnügen bereitet, beim Sehen und Hören. Seine kratzige und doch markante Stimme rundet das Bureau perfekt ab. Der darf alles singen, weil er wie er selbst klingt. So fühlt sich sogar einer meiner Lieblingssongs „Down to the Doctor“ ohne große Veränderungen gut an und doch nur noch wie Blues Bureau.
Dieser Schreibarbeitsraum ist wie ein wunderbar altvertrautes Wohnzimmer, und doch ein Einzelstück, das auf englischen Rädern über die Route 66 rollt; oder eben über die Steeler Straße.