Heimatfilm fast schon klassisch
Fast schon klassisch war der Stil des Heimatfilms, mit dem der WDR gestern mit Essen den Heimatabend eröffnete. Chronologisch mit reichlich Archivaufnahmen, von denen fast alle sehenswert sind boten Frank Bürgin und Jens Tampier und Redakteur Adrian Lehnigk Blicke aus vielen Richtungen. Einige vertieften sie besonders: Auf Krupp, Innenstadt, Gruga, Zollverein und die Metropolenfrage.
Das lässt Heimatgefühle wachsen und staunen: Vergnügungsrennboote auf dem Baldeneysee? Wann war das denn?
Aber auch die aktuellen Aufnahmen bringen stetig zum Schmunzeln, sowohl bei den alten Aussagen. Denn das muss der Zuschauer der eigenwilligen und originellen Auswahl an Zeitzeugen lassen: Sie haben Herz und Witz. Vor allem hört man im Fernsehen, selbst dem WDR, selten so echten Dialekt; es gelingt mit Jazz-Professorin Ilse Storb sogar ein skuriller Schlussakkord. Wunderbar auch Hennes Multhaupt, der Waz-Fußballfotograf, der so ehrlich und doch kernig antwortet. Bei ihm wie auch bei Musiker Stephan Stoppok spürt man die Liebe und gleichzeitig das Wissen, dass Essen keine objektive Schönheit ist. Und die heimliche Metropole? Da zweifeln auch die Interviewpartner. Aber Kioskbesitzer Willy Goeken sagt dann den bekannten Spruch, das man ihn schon im Sarg raustragen müsse.
Der Rock kommt nicht zu kurz, mehr mit den Songtagen, als dem WDR-Rockpalast. Und die von Folkwang gestaltete Eröffnung von Ruhr2010 führt zu der Frage, ob es denn nun eine Metropole ist; oder noch wenigstens die des Ruhrgebietes. Die Gefragten lächeln.
http://www.wdr.de/tv/wdrdok_af/sendungsbeitraege/2013/1108/heimatabend_essen.jsp