Der waddische Jahresrückblick 2020:
April

Zusammenleben in Zeiten der Corona-Krise: Die Bewohner der Seniorenwohnanlage „Wohnen mit Service“ an der Dückerstraße gehen kreativ mit der Kontaktsperre wegen des Corona-Virus um. Zweimal die Woche musizieren sie gemeinsam – von ihren Balkonen aus. Der erste Werdener Coronapatient wurde aus der Quarantäne entlassen.
Schüler, die kurz vorm Abi stehen und ausgelassen mit Mottowochen den letzten Schultag feiern, gut gelaunt, in schrägen Kostümen, zusammen lachend und trinkend – diesem gewohnten Bild macht Corona einen Strich durch die Rechnung. So kommt der letzte Schultag für viele unvermittelt und unfreiwillig und die Abitur-Vorbereitungen der Werdener Gymnasiasten sind von vielen Unsicherheiten geprägt.
Eine Folge des Lockdowns: Schulseelsorge kann nicht in der gewohnten Form durch persönliche Beratungsgespräche stattfinden. Wo bisher Kinder, Jugendliche oder Erwachsenen durch die Tür in den Raum kamen und im Sessel Platz nahmen, klingelt nun häufiger das Telefon oder es gehen Mails ein. Die Themen dabei reichen von Liebeskummer und Freundschaftsstreitigkeiten bis hin zu Beziehungsdramen und Kindeswohlgefährdung.
Wichtiger denn je: Günther Bier, der durch Werden und Werden-Land fährt und gutgelaunt alle Zuhause-Bleiber mit Obst, Gemüse, Eiern und Nüssen versorgt.
Die Corona-Krise motiviert mehr Leute zum Selbstanpflanzen. Was bedeutet der milde Winter und die Corona-Krise für die Landwirte? Ein Besuch führt zu den Bauern Maas und Weber.
Corona bringt eine hohe Belastung für die ansässigen Ärzte, die ohne Schutzkleidung auf Handbreite Abstand mit ihren Patienten in Kontakt stehen. Desinfektionsmittel sind Mangelware. Masken sind nicht mal für viel Geld zu bekommen: „Ich will keinen Applaus, ich will Schutzkleidung“, sagte die Werdener Augenärztin Nicolette Gion erschöpft noch am Wochenende. Am Donnerstag durfte sie sich ein großes Paket mit viel Luft nach oben in Düsseldorf abholen: ein paar OP-Masken, ein Kittel, etwas Handdesinfektion, Handschuhe, eine etwas sicherere Maske. Ein Notnagel, über den sie lacht. Doch es klingt nicht fröhlich. „Ich erwarte einen Anstieg des Therapiebedarfs nach Corona, sagt Psychologin Diana Wolf-Neghina im Interview zu Verschwörungstheorien und dem aktuellen Ablauf bei seelischen Krankheiten.
Während der Corona-Krise zollen viele Menschen auf unterschiedliche Weise denen Dankbarkeit, die in diesen Zeiten besonders hart daran arbeiten, die Folgen der Virus-Pandemie möglichst gering zu halten. Am St. Josef Krankenhaus Werden zeugt ein Transparent von dieser Dankbarkeit: Offenbar haben dieses Patienten oder deren Angehörige an dem öffentlich zugänglichen Bereich angebracht, um den Mitarbeitern des Krankenhaus ihren Respekt für die Leistungen unter erschwerten Umständen zu zollen.
Endlich am Platz: Gerade in der Corona-Krise, während der man möglichst viel Zeit zuhause verbringen soll, ist Lesestoff gefragt. Gut, dass der Bücherschrank jetzt endlich in Werdens Altstadt steht. Wie zuletzt geplant wird er jetzt nahe des Pelikan-Brunnens gegenüber vom Haus Fuhr aufgestellt.
Politik in Zeiten der Pandemie: Bezirksbürgermeister Benjamin Brenk trifft sich mit den Vorsitzenden der Fraktionen und der Einzelvertreterin der Linken in der Bezirksvertretung IX zu einer zweistündigen Videokonferenz. Auf dem Programm steht der Haushalt für den Bezirk. Das „bisschen Haushalt“ macht sich eben auch während einer Pandemie nicht von alleine. Der Bürgerfunksender „Welle Werden“ erhält zur Unterstützung der Vereinsarbeit 506 Euro. Für ein neues Spielgerät erhält die Fischlaker Schule 25 000 Euro, die Heckerschule bekommt für einen Niedrigseilgarten und ein Präventionsprojekt insgesamt 14 500 Euro. Für die Spielplätze im Bezirk sind 89 000 Euro vorgesehen. Für Arbeiten am Friedhof Werden II gibt es 10 000 Euro. Für die bezirkliche Kulturarbeit gibt die BV insgesamt knapp 7700 Euro aus.
Bereits zwei Sitzungen hat die Bezirksvertretung IX (Werden/Kettwig/Bredeney) wegen des Virus absagen müssen. Am 26. Mai jedoch wollen die Vorort-Politiker wieder öffentlich tagen – um die Regeln zur Kontaktsperre und sozialen Distanz einhalten zu können, diesmal im Ratssaal des Essener Rathauses in der Stadtmitte. Doch nicht jedem Bezirksvertreter schmeckt das: Die CDU übt scharfe Kritik am angeblichen Alleingang des Bezirksbürgermeisters Benjamin Brenk.
Noch vor den Osterfeiertagen hat der Stadtkämmerer Gerhard Grabenkamp mit sofortiger Wirkung eine Haushaltssperre verhängt: Damit zieht er die Konsequenzen aus den „gewaltigen coronabedingten Haushaltsrisiken“, wie es in einem Schreiben an die Ratsmitglieder heißt, das den Werdener Nachrichten vorliegt. Diese Haushaltssperre erlaubt es auch nicht mehr der Bezirksvertretung, Geld für Maßnahmen auszugeben.
Mit dem Highspeed-Video-Beweis gegen Maskenmuffeligkeit: Masken tragen hilft gegen die Verbreitung des Virus. Das beweist in einer Filmproduktion in nur zwei Tagen der Werdener Fimemacher Dirk Gion. Spektakuläre Highspeed-Bilder bezeugen die Wirksamkeit von Schal, Maske und Kaffeefiltern und auch von selbstgenähten Masken. Ärzte und das medizinische Personal brauchen die professionellen dringend. Weil es in Deutschland offenbar zu wenig Masken für alle gibt, sollte das kein Grund sein, die fragwürdige Empfehlung zu geben, keine Masken zu tragen. „Jede Maske hilft“ ist Dirk Gion überzeugt.
Die Nähfrauen von St. Kamillus nähen fleißig Mund-Nasen-Masken für die Patienten der Uni-Klinikum Essen, Maßschneiderin Burcu Ersoy näht Masken für zwei Velberter Seniorenheime.
Kein Grund zum Lachen in den Keller zu gehen: Lach-Yoga kann in diesen Zeiten glücklich machen – auch virtuell, vernetzt mit Computern.
Die Werdener halten sich an Kontaktsperre. Viel Disziplin herrscht am sonnigen Wochenende, das Ordnungsamt hat nur wenig zu monieren.
Entspannung kommt Mitte April: Als ein Riesenglück bezeichnet der Werdener Werbering die Erlaubnis, die Läden wieder zu öffnen zu dürfen.
Wenn die Menschen in Corona-Zeiten nicht in die Philharmonie gehen können, dann kommen die Philharmoniker zu den Menschen: Im Vorgarten der Seniorenwohnanlage „Wohnen mit Service“ an der Huffmannstraße gibt ein Blechbläser-Quartett der Essener Philharmoniker für die Bewohner ein Hof-Konzert.
Den Brunnen zur Bühne machen Folkwang-Professor Emile Cantor und einige Musik-Studenten: Für die Bewohner der Seniorenwohnanlage „Wohnen mit Service“ an der Heckstraße, Ecke Duden- und Dückerstraße geben die Musiker im Innenhof gemeinsam ein klassisches Konzert voller Klasse.
Das gemeinsame ökumenische Glockengeläut aus den katholischen und evangelischen Kirchen trägt eine Viertelstunde am Morgen des Ostersonntags die Osterbotschaft von der Auferstehung Jesu, die die Beklemmung durch die erfüllte Hoffnung ablöst, durchs Werdener Land.
NRW entscheidet sich bei der Wiedereröffnung von Schulen in der Corona-Krise für einen Sonderweg. Während die meisten Bundesländer den Schulbetrieb nicht vor dem 4. Mai wieder aufnehmen wollten, soll es hier für Schüler weiterführender Schulen, die vor Abschlussprüfungen stehen, schon Ende April losgehen. Die hiesigen Schulleitungen beklagen sich über eine schlechte Informationspolitik.
Nach gut fünf Wochen seit dem Start der Gemeinschaftsaktion „Werden liefert“ ziehen Werdener Bürger- und Heimatverein, Werdener Werbering, Kirchengemeinden und das Gestaltungsbüro „Erste Liga“ ein erstes Fazit. Händler, Dienstleiter und Gastronomen das Angebot gut angenommen haben, bleibt die Akzeptanz des Einkauf-Services jedoch hinter den Erwartungen der Netzwerk-Macher zurück.
„Nach rund 200 Jahren zumindest zeitweise wieder einen Benediktinerabt in Werden zu wissen, ist sicher ein schönes Zeichen der Verbundenheit mit der Geschichte der Abtei und der Basilika“, begrüßt Propst Jürgen Schmidt den fünften Abt des Benediktinerklosters Gerleve, Laurentius Schlieker, in der Abteistadt.
Der Bergbaugeschichtliche Weg wurde ohne Feier eröffnet. Der RVR brachte Info-Schilder auf der Route Pörtingssiepen an.

Leer ist der Saal im Bürgermeisterhaus – das Oster-Konzert von Anke Pan findet ohne anwesendes Publikum statt. Aber über ein Video-Stream bei Youtube haben sich innerhalb einer Woche 545 Musikfreunde die Darbietung der Pianistin angehört. Es ist ein Solokonzert der besonderen Art und gehört in die Reihe der Beispiele, dass der Schutz vor der Coronavirus-Pandemie in diesem Fall keine Kulturbremse ist.
Die Kirche-to-Go-Tüte von St. Kamillus (eine Osterkerze, ein Olivenzweig, ein Kartengruß) findet sehr regen Zuspruch: In langer Schlange steht man an, um eine solche Tüte abzuholen, und diejenigen, die zuhause bleiben müssen, bringen ehrenamtliche Mitarbeitende eine Tüte an die Haustür.
Der Hilfsfonds der Folkwang-Universität und der „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Folkwang Universität der Künste“ (GFFF) wird von den Studenten dankbar aufgenommen, wie Christoph Dorsz aus der Abteilung Hochschulförderung mitteilt. Die Corona-Krise bringt auch für die Folkwang-Universität besondere Herausforderungen mit: Bis zum 5. Mai gilt ein Betretungsverbot an den Standorten der Kunsthochschule, also auch auf dem Werdener Campus; Seminar, Vorlesungen und Prüfungen gibt es erst einmal nur digital.
Einen Regenbogen malen und ins Fenster hängen, um andere aufzumuntern: Offenbar vermissen auch viele Grundschüler ihre Schule. Hier an der Fischlaker Schule sind schon zur Osterzeit viele „Alles wird gut“-Hoffnungen aufgehängt zu sehen. Laut Schulministerin Yvonne Gebauer sollen Grundschüler frühestens ab dem 7. Mai wieder zur Schule, ebenso Schüler, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen wollen.
Normalerweise fotografiert Niklas Hlawatsch auf Glasplatten und reanimiert damit eine fast ausgestorbene Art der Fotografie. Nun arbeitet er an historischen Bildern, die der Werdener Albert Mittweg Ende des 19. Jahrhunderts auf eben diese Weise angefertigt hatte und setzt damit dessen Arbeit fort.
Corona bringt auch den Werdener Bürger- und Heimatverein dazu, neue Wege zu beschreiten: Der Vorstand hat seine Sitzung als Videokonferenz abgehalten. Dort wird Christian Helmer zum neuen ersten Schriftführer bestellt.
„Wunderschön, was die für unsere Kinder machen“: Lummerland-Eltern sind gerührt über das Engagement der Kita-Mitarbeiterinnen. „Ich möchte mich bedanken“, sagt Nicola Walker beim Gespräch mit der Heimatzeitung. Der Dank gilt dem Team der katholischen Kita Lummerland St. Ludgerus für ihr großes Engagement in den ersten sieben Corona-Wochen.
Das Jubb unterstützt Schüler, die sonst nur mit Handy lernen können. Jeder der vier Betreuer im Jugendzentrum (Jubb) kümmert sich um zwei bis drei Kinder, die ohne Hilfe kaum Möglichkeiten haben, auf ihren kleinen Handy-Displays ihre Hausaufgaben zu machen. Eine Firma spendete als Dauerleihgabe vier Laptops.
Die Zirkusfamilie vom Circus Altano ist am Flughafen notgelandet. Auch sie kann wegen der Corona-Krise nicht mehr auftreten. Jede Lebensmittel-Spende ist gerne gesehen.