31 Dez

Neujahrs-Grußwort 2020/21

Pfarrer Klaus Baltes (Jona-Gemeinde)

Pfarrer Klaus Baltes

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie blicken Sie in das neue Jahr – zurückhaltend, skeptisch, niedergeschlagen, zuversichtlich, hoffnungsvoll? – Ganz viele, mit denen ich in den vergangenen Wochen gesprochen habe (mit einigen persönlich, jeder hinter seiner Maske, mit den meisten am Telefon), würden das letzte Jahr am liebsten einfach streichen. Das wundert nicht: Jeder meiner Gesprächspartnerinnen und -partner hat große Unsicherheit erlebt, tiefe Sorge, Traurigkeit, Hilflosigkeit, oft auch Verzweiflung, manche sind an den Grenzen ihrer Kraft.

Andererseits – das mag vielleicht verwundern – blicken ganz viele trotzdem auch dankbar zurück auf manches, das sie im zu Ende gehenden Jahr erlebt haben – und sie schauen offenbar gerade wegen dieser besonderen Erfahrungen auch zuversichtlich nach vorn: Jede und jeder von ihnen weiß zu erzählen von noch etwas anderem, womit man so gar nicht gerechnet hätte: Von der schier unglaublichen Hilfsbereitschaft unter Nachbarinnen und Nachbarn, unter guten Freunden und in der engeren und weiteren Familie – das alles erfüllt noch immer mit Dankbarkeit. Und wie im Kollegenkreis Verständnis zu finden war, wenn nicht einmal mehr das Homeoffice funktionierte; wie die Lehrerin und die Kita alles unternommen haben was nur irgendwie ging, um den Kids und der ganzen Familie zu helfen. Wie die Mitglieder der eigenen Gemeindegruppe sich ganz regelmäßig per Telefon treffen, manche auch zum Spaziergang, damit keiner einsam zurückbleibt. Oft schließt sich noch eine Bemerkung an: „Ich danke Gott, dass er mich mit solchen Freunden segnet!“ – „Ich habe gemerkt, Gott bleibt an meiner Seite“, oder „Und wir sind ja nicht allein, Jesus geht doch immer mit uns mit!“

Eine alte Weisheit der Mystik sagt: „Nichts ist so groß, Gott ist noch größer. Nichts ist so klein, Gott ist noch kleiner. Nichts ist so verborgen, Gott ist schon da.“ Das gilt auch für das neue Jahr: Gott ist schon da, wo immer wir hinkommen. Manchmal ist uns das auch bewusst: Wo Menschen aufeinander achten; wo einer dem andern die Hand reicht; wo jemand zu vertrauen lernt mitten in allem Zweifel; wo wir die Dinge, die vor uns liegen, im Licht des Sterns von Bethlehem sehen können; wo wir dem Gott, der Mensch geworden ist, Raum geben in unserem Leben – da spüren wir manchmal: Gott ist schon da ist mit seinem Segen. Er geht mit, Tag für Tag. Dass Sie das so sagen können im neuen Jahr, und dass Sie Gott danken können für Menschen, mit denen er sie segnet, das wünscht Ihnen von Herzen

Ihr Klaus Baltes
Pfarrer der Evangelischen Jona-Gemeinde