Neujahrs-Grußwort 2020/21
Pfarrer Oliver Ruoß (Ev. Kirche Werden)

Ein Spruch, den ich öfter gelesen und selbst jetzt in einer Weihnachtspredigt verwendet habe, lautet: „Kann mal jemand das Jahr 2020 löschen – es hat ein Virus.“ Viele Menschen sind froh, wenn dieses Jahr jetzt zu Ende geht. (Wobei das, was uns 2020 beschäftigt hat, uns ja auch im neuen Jahr noch eine ganze Zeit beschäftigen wird.)
2020 war ein in vielerlei Hinsicht besonders schwieriges, belastetes und belastendes Jahr. Wohl für jede und jeden von uns, auch für uns als Kirchengemeinde: Vieles konnte nicht bzw. musste anders als gewohnt stattfinden: Konfirmationen mussten verschoben werden – aber Gott sei Dank konnten wir sie dann im August zwar mit Einschränkungen, aber vielleicht auch deswegen besonders intensiv feiern.
Unsere Konfirmandenfahrt „Kontour“ in den Sommerferien mussten wir absagen – aber wir hatten stattdessen eine ganz schöne „Kontour vor Ort“ in und um unsere Kirche. Im Frühjahr und aktuell wieder ab dem 4. Advent keine Präsenzgottesdienste – auch nicht an Ostern, jetzt auch nicht an Weihnachten. Stattdessen Videogottesdienste aus unserer Kirche.
In Zeiten des Lockdowns konnten und können keine Gruppen und Kreise für Kinder, Jugendliche und Erwachsene stattfinden. Aber zumindest gab und gibt es die Versuche, über Email und Onlineangebote in Kontakt zu bleiben.
Und es gab im vergangenen Jahr eben auch besondere Aktionen wie der Einkaufsservice von Jugendlichen aus unserer Gemeinde für Menschen aus der Risikogruppe. In diesem Jahr war vieles anders, vieles schwierig. Aber es gab – und das ist keine Beschönigung, sondern es gehört zu einer realistischen Wahrnehmung dazu – auch besonderes Engagement, Fürsorge, Anteilnahme, Solidarität.
Die Politikwissenschaftlerin Carolin Hillenbrand schreibt in der Auswertung einer Online-Umfrage aus dem Herbst, dass mehr als die Hälfte der Befragten der Aussage «Mein Glaube gibt mir Trost, Hoffnung und Kraft in der Corona-Zeit» zugestimmt haben. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sich in dieser Zeit stärker mit den Mitmenschen verbunden fühlen. Nun gibt es natürlich auch ganz andere Erfahrungen und Empfindungen. Ich wünsche uns aber, dass es bei uns so ist und im neuen Jahr so sein wird: Dass der Glaube Trost, Hoffnung und Kraft gibt und dass die Verbundenheit untereinander nicht weniger wird, sondern wächst.
Pfarrer Oliver Ruoß