13 Aug

Yachten für 33 Mio sind unanständig – Jagden bisweilen auch

An einem weiten Tag mit Aprilwetter mit schnellen Regengüssen und längeren Regenpassagen haben wir mit dem Auto Leeuwarden angesteuert, während unser Segel irgendwann repariert wurde. Deutsche Handwerker sind ja schon bisweilen speziell, dieser lockere Niederländer wollte um 9 Uhr kommen, kam um fast 10 Uhr, um dann aber auch nur kurz zu messen. Hätte er das nicht am Vortag machen können, oder hatte er es nicht schon gemacht; und dann vom anderen Ende des Yachthafens eben die richtige Schnur für das Großsegel zu holen.
Er entschwand, und wir fanden ihn drei Stunden dort an der Werft auf einem anderen Boot. Ja, er komme gleich zu uns, Nein, er brauche uns nicht zur Reparatur.

Also fuhren wir mit dem Auto nach Leeuwarden, wo der Skipper auch noch nicht war. Ein schöner Ort in der Mitte mit einer breiten Einkaufsstraße an einer Gracht.  Es sind jetzt nicht so sehr einmalige Läden, die dort auf die Kunden warten, mehr so die Ketten, aber die Cafés machen einen guten Eindruck; und das unserer Wahl hatte einen erstklassigen Hamburger, angefangen von einem sehr guten Hamburgerbrötchen (ja, Form und Sesam klassisch, aber ein schmackhafter Teig) und einem frisch hergestellten Patti mit einer einmaligen Sauce.

So straight dieses kulinarische Erlebnis war, so schief ist der Oldehove, ein nie fertiggestellter Turm, 1407854574323der schon während der Bauarbeiten seine Neigung zur Neigung zeigte; und seitdem wie sein weitaus hässlicherer Kollege imPisa seinen Winkel stetig weiter aus dem Lot bringt. Man kann mit dem Aufzug hoch, allerdings nur ein Geschoss von vier. Den Rest sind wir hoch, mein Skipper hat dann abends auch den Besuch im Fitness-Studio gelassen, obwohl ihm das gar nicht so viel abverlangte. 40 Meter, mehr wurde ja nicht gebaut. Aber oben ist die Aussicht gut genug, um über moderne Architektur und das Alte zu sprechen. Die Friesische Landesbank erinnert an die Reichtstagskuppel, der Neubau des Friesischen Museum steht gegenüber einem Prachtbau der Verwaltung, der an die Klassiker aus Griechenland erinnert, aber in der dann in den USA oft verwendeten Form; könnte dort gut das Zentrum einer Kleinstadt sein.

Das Interessanteste war aber an diesem Tag die Begegnung mit einem Vorsitzenden mehrerer Aufsichtsräte, der sie alle kannte, viele persönlich, die heute Konzerne leiten oder beaufsichtigen.Neben einem überdachten Müllcontainer gab es im Angesicht eines Platzregens ein durchaus längeres Gespräch oder einen Fast-Monolog, in dem er die überraschend hoffnungsvolle Ansicht vertrat: „Die Schweinereien kommen alle raus. Ob Insider-Geschäfte mit Aktien oder die Verfehlungen Middelhoffs.“ Gerade als Aufsichtsratsmitglied oder Vorstand müsse man redlich bleiben und sein sicher hohes Salär nicht blödsinnig für vielleicht einige Millionen mehr dermaßen dreist aufs Spiel setzen.“

Wo setzte der Pensionär mit mehreren Aufsichtsratsposten  nun die Grenze für anständiges Gehalt und unanständiges Verdienen bei AGs an? Zumindest nannte er es voll daneben, sich öffentlich zu zeigen, während die eigene neue 33 Millionen Yacht vom Stapel läuft.  Gemeinsam fanden wir es auch übertrieben, wenn ganze Vorstände nach Argentinien fliegen, um eine bestimmte Huhnsorte zu jagen; wenn gerade die Brasilien-Geschäfte ihres bekannten Konzerns sensationell abstürzen.

Abends haben wir uns dann eine Pizza in Hindeloopen gegönnt, auch etwas dekadent mit dem obligatorischen Eis als Nachtisch.